25. April 2025, 12 - 15 Uhr
bei der Handwerkskammer Hannover
HANNOVER. „Wir brauchen ein sehr schnelles Signal – sowohl für die Menschen, die bezahlbaren Wohnraum suchen, aber auch für das Handwerk und die Bauwirtschaft“, betonte Olaf Lies
(SPD), Niedersächsischer
Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, zu Beginn des 28. WirtschaftsDienst Forums Ende April in der Handwerkskammer Hannover. „Schneller, einfacher, günstiger“ hatte die
Landesregierung im vergangenen Jahr selbst das Motto mehrerer Maßnahmen vorgegeben, um den Neubau und die Sanierung von Wohnungen voranzutreiben. Dazu gehörten vor allem die im Juni 2024 vom
Landtag beschlossene Novelle der Niedersächsischen
Bauordnung (NBauO) sowie die – politisch umstrittene – Gründung der WohnRaum Niedersachsen GmbH. Auf Einladung des WirtschaftsDienstes zogen Entscheidungsträger aus der Bau- und
Immobilienwirtschaft sowie aus Politik, Verwaltung und Verbänden jetzt eine erste Bilanz und diskutierten mit dem zuständigen Minister darüber, „was der Wohnungsbau in Niedersachsen jetzt
braucht“. Zuvor gab WohnRaum-Geschäftsführerin Sylva Viebach einen Zwischenstand zum Aufbau der Landeswohnungsgesellschaft.
„Das ist wirklich vorbildlich und findet bundesweit Beachtung. Damit ist eine Blaupause entstanden, die hoffentlich flächendeckend umgesetzt wird“, lobte Handwerkskammer-Präsident Thomas
Gehre die NBauO-Novelle ausdrücklich und nannte vor allem den Wegfall der Stellplatzpflicht und der Genehmigungspflicht für Dachgeschossausbauten sowie die Erleichterung bei der
Aufstockung von Bestandsgebäuden als Fortschritte. „Jetzt muss es noch gelingen, den Rückbau von Bürokratie als Dauerprojekt zu begreifen“, forderte Gehre. Eine Forderung, der sich auch
Peter Karst, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, anschloss, der als erster auf dem „blauen Sofa“ neben Lies Platz nahm. Moderiert von WirtschaftsDienst-Herausgeber Andreas
Bosk nahmen viele Teilnehmende des Forums die Gelegenheit wahr, in einer „Fishbowl-Diskussion“ Fragen zu stellen oder Anregungen zu geben. „Unsere heutigen Standards
sind DIN-Normen und nicht, was die Menschen eigentlich brauchen oder wollen“, wies Karst auf eine Entwicklung hin, die nicht nur vom Staat, sondern auch aus der Branche getrieben wurde. Dies
mache den Wohnraum so teuer, dass er weder für die Mieterinnen und Mieter noch für Wohnungsbauunternehmen wirtschaftlich sei. „Eine Wohnung, in der man seinen Nachbarn Klavier spielen hört, ist
besser als gar keine Wohnung“ – diesen Tenor griff auch David Jacob Huber, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Niedersachsen/Bremen
e.V. auf. Eine Angleichung der Bauordnungen mindestens der norddeutschen Bundesländer sowie auch der Förderrichtlinien der landeseigenen Förderbanken, regte Jonathan Schliehe,
Geschäftsstellenleiter Süderelbe von GOLDBECK, an. Das Bielefelder Bauunternehmen ist mit seiner Niederlassung in Hannover-Langenhagen einer der derzeit vier Forum-Sponsoren – neben der enercity
AG, der hannoverimpuls GmH sowie der Hannoverschen Volksbank eG.
Lies: „Es muss endlich gebaut werden“
Stefan Honrath, Bankdirektor der Volksbank BRAWO eG und Vorsitzender des Industrie- und Wirtschaftsvereins Peine e.V., stellte den Zusammenhang zwischen Wohnungsbau und Innenstadtentwicklung her und wünschte sich noch mehr Erleichterungen bei der Umnutzung von Einzelhandels- und Gewerbeflächen in Wohnraum. Wie vielschichtig das Thema Bauen ist, zeigte auch Jasmin Arbabian-Vogel, Geschäftsführende Gesellschafterin der Interkultureller Sozialdienst GmbH, auf, die von einer Pflicht zur Umrüstung von nicht-zu-öffnenden Fenstern in Pflegeheimen berichtete. „Wer denkt sich so etwas aus?“ Einer von vielen Punkten, die Bauminister Lies mit in die politische Diskussion nehmen will. Seit Ende März berät der Landtag über eine weitere Novellierung der NBauO, bereits ab Sommer könnte sie greifen. Dass schnelles Handeln gefragt ist, machte der designierte Ministerpräsident zum Abschluss der zweistündigen Diskussion deutlich: „Die Menschen müssen sehen, dass endlich gebaut wird“.
Quelle: WirtschaftsDienst Magazin 4/2025
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